Du sollst nicht den Torjubel anderer Teams stehlen! 11FREUNDE

December 2024 · 5 minute read

Was machen die Favo­riten?

Strau­cheln und trotzdem wei­ter­kommen. Zumin­dest gilt das für die beiden im Vor­feld am stärksten ein­ge­schätzten Nationen Japan und Süd­korea. Wäh­rend Rekord-Sieger Japan in seiner Gruppe über­ra­schend dem Irak den Vor­tritt lassen musste, bekamen die Süd­ko­reaner im dritten Grup­pen­spiel gegen Malaysia in der fünf­zehnten Minute der Nach­spiel­zeit noch den Aus­gleichs­treffer zum 3:3. Nachdem die Tigers of Asia“ schon zuvor gegen Jor­da­nien nur einen Punkt geholt hatten, belegten sie in Gruppe E den zweiten Platz hinter Bah­rain.

Heute Nach­mittag geht es für Jürgen Klins­manns Team im Ach­tel­final-Kra­cher gegen Saudi-Ara­bien. Der Ex-Bun­des­trainer hatte vor dem Tur­nier selbst­be­wusst den Titel­ge­winn als einzig mög­li­ches Ziel aus­ge­geben. Sollten die Süd­ko­reaner trotzdem vor­zeitig aus­scheiden, können sich die Fans immerhin auf die bal­dige Ver­öf­fent­li­chung der Klinsi-Tage­bü­cher, Volume 2“ freuen. Wel­chen Mehr­wert wohl Heung-min Son hat? Und wie heißt eigent­lich das süd­ko­rea­ni­sche Pen­dant zur Sport Bild?

Wel­ches Team ist die größte Über­ra­schung?

Tadschi­ki­stan ist ein Bin­nen­staat in Zen­tral­asien, hat etwa zehn Mil­lionen Ein­wohner und grenzt an Kir­gi­si­stan, China, Afgha­ni­stan und Usbe­ki­stan. Die Haupt­stadt heißt Duschanbe, eine eigene Natio­nal­mann­schaft haben die Tadschiken erst seit der Unab­hän­gig­keit von der Sowjet­union 1992.

Schon die Qua­li­fi­ka­tion für den Asien-Cup war ein großer Erfolg für das Land, das sich zuvor für kein großes Tur­nier hatte qua­li­fi­zieren können. Umso größer die Sen­sa­tion, dass der Debü­tant jetzt sogar im Vier­tel­fi­nale steht, nach einem hoch­dra­ma­ti­schen Elf­me­ter­schießen gegen die Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­rate. Der Ach­tel­final-Gegner ran­gierte in der FIFA-Welt­rang­liste immerhin 42 Plätze vor den Zen­tral­asiaten.

Der bekann­teste Name der tadschi­ki­schen Mann­schaft findet sich nicht im Spie­ler­kader, son­dern auf der Trai­ner­bank: Petar Segrt, 57 Jahre alter Kroate, hat seine Spie­ler­kar­riere in der baden-würt­tem­ber­gi­schen Pro­vinz ver­bracht (u.a. FV Plochingen, FC Wall­dorf, Waldhof Mann­heim Ama­teure), später war er als Co-Trainer bei Bochum und Duis­burg tätig. Bevor er 2022 nach Tadschi­ki­stan kam, trai­nierte Segrt, der auch als Dra­go­slav Ste­pa­novic-Loo­ka­like durch­gehen könnte, schon die Natio­nal­teams von Geor­gien, Afgha­ni­stan und den Male­diven.

Im Vier­tel­fi­nale wartet auf den Wel­ten­bummler ein wei­teres Über­ra­schungs­team: Jor­da­nien, das sich in einem packenden Ach­tel­final-Duell gegen den Irak durch­setzen konnte.

Was war die kurio­seste Szene?

Der Irak ging mit der makel­losen Vor­run­den­bi­lanz von drei Siegen aus drei Spielen in die Partie gegen die Jor­da­nier, die sich als einer der vier besten Grup­pen­dritten gerade so für die nächste Runde qua­li­fi­ziert hatten. Ent­spre­chend klar waren die Rollen ver­teilt, als beide Teams im Kha­lifa Inter­na­tional Sta­dium auf­ein­an­der­trafen.

Der Erfolg des Under­dogs war aller­dings nicht das ein­zige Thema, das nach dem 2:3 für Gesprächs­stoff sorgte. Iraks Mit­tel­stürmer Ayman Hus­sein traf in der 76. Minute zur zwi­schen­zeit­li­chen 2:1‑Führung, das Spiel schien für einen Moment wieder in Rich­tung Favo­ri­ten­sieg zu kippen. Hus­sein fei­erte seinen Treffer, indem er sich im Schnei­der­sitz auf den Rasen setzte und so tat, als würde er mit den Händen eine Mahl­zeit zu sich nehmen. Eine Anspie­lung auf den jor­da­ni­schen Tor­jubel beim Füh­rungs­treffer, als sich gleich fünf Spieler im Kreis ver­sam­melt und eine Essens­geste nach­ge­ahmt hatten.

Für die Jor­da­nier blieb der aus­ge­fal­lene Jubel fol­genlos, Hus­s­eins Imi­ta­tion bewer­tete Schieds­richter Ali­reza Faghani hin­gegen als Unsport­lich­keit, die mit einer Gelbe Karte geahndet wurde.

Dum­mer­weise hatte Iraks Tor­jäger schon gelb, flog in der Folge also vom Platz. Mit einem Mann Über­zahl konnten die Jor­da­nier das Spiel schließ­lich noch drehen. Abzu­warten bleibt, welche jor­da­ni­schen Tor­jubel wir noch zu sehen bekommen. Nach­ma­chen wird ihnen die dann sicher­lich nie­mand.

Wie läuft das Tur­nier aus deut­scher Sicht?

Zwölf Spieler aus fünf Teil­neh­mer­na­tionen stehen in Deutsch­land unter Ver­trag. Dar­unter sind pro­mi­nente Namen wie St. Paulis aus­tra­li­scher Kapitän Jackson Irvine oder Bay­erns korea­ni­scher Ver­tei­diger Min-jae Kim, aber auch ein Spieler, der seinen Fuß­ball-Alltag in der fünft­klas­sigen Bay­ern­liga Nord ver­bringt: Michael Ude­bu­luzor, 19 Jahre altes Nach­wuchs­ta­lent vom FC Ingol­stadt II, kam für Hong­kong in allen drei Grup­pen­spielen zum Ein­satz. Ude­bu­lu­zors nige­ria­ni­scher Vater Cor­ne­lius ging einst als Fuß­ball­profi in die Hong­kong Pre­mier League, Sohn Michael wurde in der ehe­ma­ligen bri­ti­schen Kolonie geboren.

Mit dem Ziel es eben­falls zum Fuß­ball­profi zu schaffen, zog es den Junior als 14-Jäh­rigen ins baye­ri­sche Bad Aib­ling, wo er die Fuß­ball­schule besuchte und vom FC Ingol­stadt ent­deckt wurde.

Ude­bu­luzor ist mit Hong­kong zwar schon nach der Vor­runde aus­ge­schieden. Seinen Mann­schafts­ka­me­raden in Ober­bayern, mit denen er bald gegen die SpVgg Hankofen und den TSV Neu­dros­sen­feld antritt, wird er trotzdem einiges zu berichten haben.

Eben­falls schon zurück nach Deutsch­land ging es für den gebür­tigen Essener Youssef Amyn, Links­außen in der ira­ki­schen Natio­nal­mann­schaft und bei Ein­tracht Braun­schweig.

Noch im Titel­rennen dabei ist Min-jae Kim, was man bei seinem Münchner Arbeit­geber wohl mit gemischten Gefühlen sieht. Beim FC Bayern ver­zichten sie wegen der sich immer weiter ver­schär­fenden Ver­letz­ten­si­tua­tion höchst ungern auf den 27-Jäh­rigen, der auch bei Süd­korea unum­strit­tene Stamm­kraft ist.

Ähn­li­ches gilt für den 1. FC St.Pauli: Jackson Irvine zieht die Fäden in Aus­tra­liens Mit­tel­feld und hatte mit seinen zwei Tref­fern ent­schei­denden Anteil daran, dass die Soc­ce­roos“, bei denen mit Conor Met­calfe ein weiter St.Pauli-Spieler im Kader steht, das Vier­tel­fi­nale erreichten.

Dort könnten die Aus­tra­lier wie­derum auf Süd­korea treffen, bei denen neben Kim auch Stutt­garts Woo-yeong Jeong und Jae-sung Lee von Mainz 05 spielen.

Wel­ches war der rüh­rendste Moment der Vor­runde?

Zum Abschluss noch was fürs Herz: Nach dem 1:0 gegen Indien, mit dem die syri­sche Mann­schaft zum ersten Mal über­haupt ins Ach­tel­fi­nale des Asien-Cups ein­ge­zogen war, wurden sowohl der syri­sche Dol­met­scher als auch der TV-Reporter beim Inter­view mit Coach Héctor Cúper von ihren Emo­tionen über­wäl­tigt.

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