Philips Stadion, 23. März 2003, 34000 Zuschauer
Nehmen wir mal den zugegeben unwahrscheinlichen Fall an, dass „Pro 15:30? in Kürze all? seine Ziele erreicht und sämtliche Bundesligaspiele wieder samstags um halb vier beginnen. Und mal weiter angenommen, dass die Jungs vom Aktionsbündnis dann nicht mehr wissen, wie sie ihre Freizeit gestalten sollen. In diesem Fall sollten sie Holländisch lernen und ihre Arbeit jenseits der Grenzen fortsetzen. Die niederländische Ehrendivision wäre ein dankbares Betätigungsfeld. Bei Bedarf werden dort die neun Begegnungen eines Spieltags auf vier verschiedene Anstoßzeiten zwischen Freitagabend und Sonntagnachmittag verteilt, und manchmal gibt es auch noch Ligaspiele am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag.
Dem holländischen Fußball geht es finanziell noch schlechter als dem deutschen, und deshalb ist er seinen Geldgebern gegenüber sehr viel nachgiebiger, als es der DFB gegenüber Kirch je gewesen ist. Wenn der Bezahlsender Canal+ das Spitzenspiel zwischen dem Ersten, PSV, und dem Zweiten, Ajax, sonntags um ein Uhr mittags übertragen möchte, dann wird das Spitzenspiel eben sonntags um ein Uhr mittags angepfiffen. Vielleicht sind die Niederländer da weniger dogmatisch; vielleicht aber haben sie sich auch einfach an solche Zustände gewöhnt. Allenfalls Ältere erinnern sich noch blass daran, dass früher mal alle Spiele sonntags um halb drei angefangen haben, aber schon in dieser goldenen Zeit hat der Philips-Sport-Verein Eindhoven seine Spiele häufiger am Samstagabend ausgetragen. Die konnten dann live im Fernsehen gezeigt werden und das wiederum diente vor allem dazu, den Absatz von Philips-Fernsehern zu steigern. In mancher Hinsicht also sind die Holländer den Deutschen voraus, und so steht zu befürchten, dass die Karrieristen der DFL bald auf Erkundungsreise ins Nachbarland gehen, um sich zu neuen Grausamkeiten für die Fans inspirieren zu lassen. In den Niederlanden heißt die Liga „Holland Casino Eredivisie?, die Zuschauer werden vor dem Spiel mit Unteroffiziersmusik in hörsturzverdächtiger Lautstärke gequält, und Höhepunkt ist, dass die Mannschaften in Eindhoven zu „Simply the Best? von Tina Turner einlaufen.
Um sich auszudrücken, bleibt den Fans daher kaum etwas anderes übrig, als ihre Gedanken auf Spruchbändern kundzutun. Und so schicken die Amsterdamer vier Tage nach Erreichen des Viertelfinales „Grüße aus der Champions League? an den PSV, der sich bereits nach der Vorrunde verabschiedet hat. Der Anhang aus Eindhoven plädiert derweil für eine Ausweitung der Kampfzone: „Bush: Vergiss Amsterdam nicht?.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWegqMNuscinm6Gnppq7bq3Jmq9mmZ2owaa%2Bw5qkZmpgZIB0gJdsbQ%3D%3D